Die Nachricht, dass die Leipziger Buchmesse abgesagt wird, erreicht mich im Zug zur ersten Lesung aus meinen neuen Roman in Wien.
Jetzt erreicht also auch uns diese Epidemie.
Die Lesung in Wien findet statt, denn die Infiziertenzahlen sind noch nicht allzu hoch, weder in Deutschland noch in Österreich. Ich schwanke dazwischen, den neuartigen Virus zu über- und im nächsten Augenblick zu unterschätzen. In Italien sind die Grenzen zu, die Leute dürfen nicht mehr hinaus. Ich zittere meiner Heimfahrt entgegen und bin schließlich doch im Zug nach Deutschland. Alles geht gut.
Es ist Sonntag. Österreich macht zu. Deutschland versäumt es. Ich warte und werde das Gefühl nicht los, dass von Minute zu Minute etwas passiert, was ich mitbekommen müsste. Ich bin ständig online, twitter, Live-Blogs, Radio alles. Ich schalte von SWR zu DLF zu Ö1 und wieder zurück.
Ich gebe in die Suchmaschine Corona ein, ich klicke auf Wikipedia. Die heilige Korona ist die Schutzpatronin gegen Seuchen. In Ostafrika gibt es eine Heuschreckenplage. Die heilige Korona ist auch Patronin gegen Unwetter, aber die Sturmtiefs Sabine, Amrei, Lolita, Fenja und wie sie alle hießen, sind über Europa schon hinweggezogen und der Schaden war überschaubar. Heilige Corona also, kann man noch sagen, bitte für uns?
Teile aus diesem Beitrag sind im Rahmen des Projektes „Die Corona-Tagebücher des Literaturhauses Graz“ entstanden.